Der eine oder andere wird den Artikel Service-Station sicher gelesen haben.
Es hat mich veranlaßt hierzu einen Leserbrief zu schreiben. Auf alle Punkte einzugehen, hätte sicher den Rahmen eine Leserbriefs gesprengt. Daher habe ich mich auf mein Lieblingsthema, den Zahnriemenspanner, eingeschossen.
Ich habe keine Ahnung ob dieser Leserbrief abgedruckt wird oder sonstwie eine Reaktion erfolgt.
Lest selbst:
Leserbrief an Motor-Klassik von Chris hat geschrieben:
Service Station (63) Alfa Romeo GTV6
Motor-Klassik 4/2012
Hallo Motor-Klassik-Redaktion,
zunächst einmal finde ich –wie sicher die ganze Alfa-Transaxle-Szene – es toll, mal wieder etwas über einen Alfa Romeo, der nicht auf den Nachnamen Giulia, Bertone oder Spider hört, in der Motor Klassik zu lesen.
Wo Licht ist, gibt es leider auch Schatten. In diesem Fall sehr viel Schatten.
Angefangen von der üblen Fotolokation bis zu technischen Details.
Bei der Fotolokation kann der Alfa-Fan nur hoffen, es handelt es sich bei der abgelichteten Halle nicht um die Werkstatt eines der „befragten Experten“. Ich würde meine Alfas so einer Werkstatt nicht einmal zur Ölstandkontrolle anvertrauen wollen.
Bei den technischen Details möchte ich nur auf einen Punkt beschränken:
In der Szene macht es immer wieder die Runde. Anstelle des hydraulischen Zahnriemenspanners könne man den thermomechanischen Spanner der neueren Motorengeneration verwenden.
Was so natürlich ganz und gar nicht richtig ist. Es gibt zwei unterschiedliche Zahnriemen für die Alfa V6 12V Motoren. Der ältere Version hat flache eckige Zähne und wird von dem hydraulischen Zahnriemenspanner (der diesen eigentlich mechanisch spannt und hydraulisch entspannt) auf Spannung gehalten. Ab Modelljahr 1993 wurde ein neuer Zahnriemen mit runden tiefen Zähnen verwendet. Dies ging einher mit der Einführung der Alfa Romeo 164 FL-/ Super-Modelle, Alfa Romeo 155 2,5 V6, Lancia Thema 3,0 V6 sowie Fiat Croma 2,5 V6 und modifizierten V6 12V Motoren. Später folgte auch noch der (thermo-) mechanische Spanner.
Wissen sollte man: Der Zahnriemen hat beim Alfa V6 12V auf dem rechten Nockenwellenrad (Zylinder 1 – 3) nur einen sehr kleinen Eingriff, weniger als ~ 25% des Gesamtradumfangs.
Während der hydraulische Spanner immer und unabhängig von der Drehrichtung des Motors spannt, kann der "mechanische" Riemenspanner nur in einer Richtung - und zwar in Drehrichtung des Motors - spannen. Dreht der Motor rückwärts – schon das Abstellen des Autos an abschüssigem Geläuf mit eingelegtem Gang kann ausreichen – entspannt sich der Zahnriemen auf der rechten Nockenwelle und springt über. Fatale Motorschäden mit mindestens krummen Einlaßventilen sind die Folge.
Dies passiert ausschließlich bei der Kombination mechanischer Spanner mit alter Zahnriemenausführung (Zähne flach und eckig). Natürlich sprang dieser Zahnriemen auch beim hydraulischen Riemenspanner ab und an mal über...
Um dem generellen Überspringen vorzubeugen, haben die Alfatechniker den V6 12V-Motoren ab dem Modelljahr 1993 den anderen Zahnriemen, zu erkennen an den tieferen runden statt der flachen eckigen Zähnen, spendiert. Dazu gab es natürlich passende Antriebsräder an Kurbelwelle, Ölpumpenantrieb und Nockenwellen. Der neue Zahnriemen kann wegen dem tieferen Eingriff nicht so schnell überspringen wie der alte. Später folgte dann noch der andere – mechanische – Zahnriemenspanner.
Funktionieren tut der mechanische Zahnriemenspanner 100-%ig daher nur im Zusammenspiel mit den beschriebenen Änderungen.
Der „alte“ hydraulische Zahnriemenspanner ist sowieso besser als sein Ruf. Verschleiß gibt es fast nur an den Dichtungen und der Spannrolle. Dichtsätze sind beim einschlägigen Teilehandel wieder verfügbar. Eng ist es nur bei den Spannrollen. Entweder man hat Glück und findet noch eine neue oder verwendet ein „gutes Gebrauchtteil“. Wer die Arbeit nicht scheut, kann auch das Lager der Spannrolle der V6 24V-Motorgeneration des Alfa 164 oder Lancia Kappa – bei letzterem aber nur Modelle mit Ölpumpenantrieb über Zahnriemen – verwenden.
Der Rest der Service Station scheint leider, wie so oft wenn Alfas anderer Baureihen als 101, 105 oder 115 das Thema sind, einfach nur schlecht recherchiert.
Ach ja, der dreiecksförmige Hinterachsrahmen bei Transaxle-Alfa nennt sich DeDion Achse.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Siegmund
Warten wir es ab.
Leserservice von Motorklassik hat geschrieben:
Lieber Motor Klassik-Leser, lieber Online-User,
herzlichen Dank für Ihre Nachricht.
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Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Leserservice von Motor Klassik
Gruß
Chris
